Linkshänder-Initiative

LinkshänderIn oder RechtshänderIn?

Menschen, die an einem Händigkeitstest interessiert sind, kommen aus unterschiedlichen Gründen in die Beratungspraxis. Es handelt sich um "Ehemalige" LinkshänderInnen, als SymptomträgerInnen und Eltern mit Sorgenkindern. Sollten Sie sich dazu entschließen, sich oder Ihr Kind dem Test zu unterziehen, sei Ihnen empfohlen, sich entsprechend darauf vorzubereiten.

Vorbereitung auf den Test

Bei Kindern empfiehlt es sich, das Vorhaben eher nicht als Händigkeitsuntersuchung zu bezeichnen, damit das Kind beim Test möglichst spontan agiert. Das Kind darf einfach spielen und wird dabei sicherlich so manches Spielzeug kennenlernen, das ihm neu ist. Es handelt sich um keinen Leistungstest, daher ist die Tagesverfassung nicht wichtig. Unabhängig von Ihrer Motivation hängt die Aussagekraft des Tests auch in hohem Maß von Ihrer guten Vorbereitung darauf ab! Recherchieren Sie daher, so gut es Ihnen gelingt, folgende Fragen! Nehmen Sie eventuell auch den Mutter - Kind - Pass und Kinderzeichnungen zum Test mit!

Gibt es in Ihrer Familie LinkshänderInnen? Denken Sie an Eltern, Großeltern, leibliche Onkeln und Tanten, Geschwister, ev.Halbgeschwister, Cousins und Cousinen, Töchter und Söhne!

Welche Händigkeit hatten eventuelle weitere Bezugspersonen in Ihrer Kindheit, z.B. Kindermädchen, Kindergärtnerin etc. Haben Bezugspersonen Ihre Linkshändigkeit bemerkt, oder erinnern sie sich an Ihre Umschulung?

Linkshändigkeit ist keine Krankheit, aber Folgen der Umschulung werden manchmal mit Problemen verwechselt, welche andere Ursachen haben. Beschäftigen Sie sich daher auch mit folgenden Fragen:
Gab es Schwierigkeiten in der Schwangerschaft oder im Zusammenhang mit der Geburt (z.B. Wehenregulierung, vorzeitige oder verzögerte Geburt, Komplikationen)? Wann begannen Sie zu krabbeln, wann zu laufen, wann zu sprechen? Erhielten Sie in der Kindheit Therapien, die eine Verbesserung Ihrer geistigen oder motorischen Leistungsfähigkeit zum Ziel hatten? Hatten Sie in Ihrer Kindheit Krankheiten oder Verletzungen, die das Gehirn betreffen können oder Verletzungen eines Armes?

Welche Sportarten betreiben Sie bzw. haben Sie betrieben, und in welchem Alter haben Sie sie jeweils gelernt?

Beschäftigten Sie sich als Kind gern allein und konnten Sie sich gut konzentrieren? Was waren Ihre Lieblingsbeschäftigungen und was davon konnten Sie besonders gut: basteln, puzzeln, Legospiel, malen? Bei Kindern: Wann wurden die ersten Erfahrungen mit dem Computer gesammelt?

Hatten Sie Schwierigkeiten in der Volksschule: Verwechseln von rechts und links, Konzentrationsstörungen, Neigung zu Spiegelschrift oder zu Legasthenie, schlechte Schrift, Schwierigkeiten beim Schreiben? Welche dieser Probleme hatten Sie später in der Hauptschule oder im Gymnasium noch? Fragen Sie dazu eventuell auch Menschen, die in dieser Zeit viel mit Ihnen zusammen waren.

Konnten Sie nicht alle Fragen ausreichend recherchieren, so lassen Sie sich dennoch nicht davon abhalten, zum Test zu kommen!

Abbildung: Testgegenstände

Testmaterial

"Ehemalige" LinkshänderInnen

Sie erinnern sich daran, früher einmal viel mit der linken Hand gemacht zu haben, aber nach und nach zum Rechtshänder/zur Rechtshänderin geworden zu sein. Oder Sie machen rechts, wozu man Sie als Kind ausdrücklich mit der rechten Hand angeleitet hat (z.B. Schreiben, Essen mit dem Löffel, Schneiden mit der Schere, Nähen etc.), alles andere aber links. Sie fühlen sich nicht wohl und fragen sich, ob Ihre Unzufriedenheit etwas mit Ihrer Händigkeit zu tun haben könnte.

In diesem Fall sind Sie wahrscheinlich umgeschult. Wenn Sie nicht sicher sind, kann ein Händigkeitstest Ihnen Klarheit bringen. Der Test besteht in einer Abfolge spielerischer Tätigkeiten, die, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, auf Videoband aufgenommen werden, um sie gegebenenfalls nachträglich noch genauer auswerten zu können. Je nach Art und Schwere Ihrer Beschwerden kann es sein, dass Sie zusätzlich an andere Fachleute (z.B. Arzt, Psychotherapeut, Ergotherapeut) weiterverweisen werden. Nach dem Test wird die weitere Vorgangsweise besprochen. Ist eine Rückschulung sinnvoll? Möchten Sie Ihre Probleme im Rahmen einer psychologischen Beratung aufarbeiten?

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SymptomträgerInnen

Sie stellen, ohne sich an Umschulungsmaßnahmen zu erinnern, an sich die Symptome fest, die für umgeschulte LinkshänderInnen charakteristisch sind, haben möglicherweise auch schon erfolglose Therapien hinter sich gebracht und möchten nun wissen, ob sie denn umgeschulter Linkshänder/umgeschulte Linkshänderin sein könnten und hierin die Ursache Ihrer Probleme liegt.

In diesem Fall bietet der Test nicht immer Klarheit, weil nach gründlicher Umschulung und jahrzehntelang gelebter Rechtshändigkeit die natürliche Anlage bereits sehr verschleiert sein kann. Das Testergebnis ist dann eher als ein Feedback zu sehen, aus dem Sie mittels Ihrer Körperwahrnehmung Ihre eigenen Schlüsse ziehen werden! Wichtig ist es für Sie, das eigentliche Ziel, die Lösung Ihrer Probleme, wichtiger zu nehmen als die Frage nach der Händigkeit als solcher. Je nach Art und Schwere Ihrer Beschwerden kann es sein, dass Sie zusätzlich an andere Fachleute (z.B. Arzt, Psychotherapeut, Ergotherapeut) weiterverweisen werden. Der Test besteht in einer Abfolge spielerischer Tätigkeiten, die, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, auf Video aufgenommen werden, um sie gegebenenfalls nachträglich noch genauer auswerten zu können. Manchmal ist ein Händigkeitsbefund nicht möglich. Der letzte Beweis für Ihre Linkshändigkeit sind dann im Rahmen weiterer Beratung auftauchende Erinnerungen Ihrerseits oder verlässliche Angaben von Bezugspersonen zu Ihrer Umschulung in der Kindheit. Stellt sich auf diese Weise schließlich heraus, dass Sie tatsächlich umgeschulte/r LinkshänderIn sind, wird der Frage nachgegangen, was getan werden könnte, um Ihr Potential als linkshändig begabter Mensch zu befreien. Vielleicht zeigt sich aber auch, dass die Wurzeln Ihrer Symptome anderswo liegen, und Sie gehen schließlich als RechtshänderIn gestärkt aus diesem Prozess hervor.

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Eltern mit Sorgenkindern

Ihr Kind hat Schwierigkeiten in der Schule. Vielleicht war es früher ein normales, intelligentes, aufgewecktes Kind, hat aber, seit es zur Schule geht, in seinen Leistungen immer mehr nachgelassen. Es ist unkonzentriert, oder es lernt zu Hause eifrig und weiß dann in der Schule aus unerklärlichen Gründen nichts mehr. Es tut sich schwer, in ganzen Sätzen zu sprechen und verhaspelt sich oft, vor allem auch beim lauten Lesen. Beim Schreiben macht es viele Flüchtigkeitsfehler, verdreht Buchstaben oder lässt welche aus. Vielleicht verwechselt es auch rechts und links. Es überspielt möglicherweise seine Schwierigkeiten mit Herumalbern und nervt damit Sie, die LehrerInnen und/oder die MitschülerInnen. Oder es zieht sich zurück und traut sich nichts mehr zu. Sie waren schon beim Kinderarzt, vielleicht auch bei Schulpsychologen, haben es mit Lernberatung probiert und hatten keinen Erolg. Sie hielten Rechtshändigkeit immer für die Norm, haben bis jetzt über Händigkeit auch nicht weiter nachgedacht und daher auf die Händigkeit Ihres Kindes nicht geachtet. Oder Sie oder andere Bezugspersonen des Kindes haben seine Linkshändigkeit wohl bemerkt, aber festgestellt, dass das Kind sich ziemlich widerstandslos auch dazu anleiten lässt, alles mit der rechten Hand zu machen und es daher für keine/n ausgeprägte/n LinkshänderIn gehalten. Oder Ihr Kind ist linkshändig, hat sehr wohl Widerstand geleistet, aber Sie haben es aus Angst vor seiner Benachteiligung im späteren Leben konsequent dazu angehalten, seine rechte Hand zu benutzen. Jetzt fragen Sie sich, ob die Schwierigkeiten Ihres Kindes mit der Umschulung seiner Händigkeit zu tun haben könnten.

Es ist durchaus möglich, dass Umschulung der Händigkeit für die Probleme Ihres Kindes verantwortlich ist.
Vor dem Test wird mit Ihnen ein Gespräch geführt, das Ihnen Gelegenheit gibt, Ihre Sorgen und Hoffnungen mitzuteilen, und in welchem Sie wichtige anamnestische Fragen beantworten. Erst dann folgt der eigentliche Test an Ihrem Kind. Er besteht in einer Abfolge spielerischer Tätigkeiten, die, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, auf Video aufgenommen werden, um sie gegebenenfalls nachträglich noch genauer auswerten zu können. Nicht bei jedem Kind wird danach die Händigkeit bereits klar sein. Es könnte sein, dass das Kind von sich aus überhaupt nie eine klare Vorzugshand gezeigt hat. Das wiederum wäre möglicherweise ein Hinweis auf leichte Funktionsstörungen des Gehirns, die entweder genetisch bedingt sind oder in Folge von Schwierigkeiten im Verlauf von Schwangerschaft und Geburt oder im Zuge frühkindlicher Erkrankungen entstanden sind, und die bei ärztlichen Untersuchungen oft gar nicht zutage treten, aber von ErgotherapeutInnen ausgetestet und behandelt werden können. Ihr Kinderarzt/ihre Kinderärztin wird Ihnen eine Überweisung schreiben.
Bei einem gesunden linkshändigen Kind hingegen wird sich dann die Frage stellen, inwieweit eine
Rückschulung auf die linke Schreibhand möglich und sinnvoll ist. Dies hängt ab von der Motivation und vom Alter des Kindes, sowie von der positiven Einstellung aller Bezugspersonen, vor allem auch vom Verständnis der LehrerInnen. Das Kind sollte händigkeitsgerechten Gebrauchsgegenstände angeboten bekommen. Bei Interesse lesen Sie dazu auch das Kapitel Musizieren!

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© Dr. Elisabeth Ertl - 2005