Linkshänder-Initiative

FAQs

Ich bin umgeschulter Linkshänder/umgeschulte Linkshänderin, habe an mir jedoch noch keines der beschriebenen Symptome wahrgenommen.

Ebenso wenig wie Kettenraucher immer Lungenkrebs oder Gefäßverkalkung, Trinker immer Leberzirrhose oder Anwohner eines Atomkraftwerkes immer Leukämie bekommen müssen, ebenso wenig muss jeder umgeschulte Linkshänder/jede umgeschulte Linkshänderin unter den beschriebenen Beschwerden leiden. Der menschliche Organismus kann Vieles kompensieren, manches mehr, manches weniger. Sie haben Glück, und dazu ist Ihnen zu gratulieren! Denn der Weg zurück zur angeborenen Händigkeit, der für manche anderen notwendig wird, ist hart, und Sie brauchen ihn nicht zu gehen.
Wovon wir trotzdem überzeugt sind: Umschulung der Händigkeit belastet die körperliche und seelische Gesundheit. Wir bitten Sie daher, den Erfahrungen sensiblerer linkshändiger Mitmenschen dennoch zu glauben!

Können die für umgeschulte LinkshänderInnen als charakteristisch bezeichneten Symptome nicht auch andere Ursachen haben?

Selbstverständlich!
Konzentrations-, Gedächtnis- und Sprachstörungen können Folge einer physischen Schädigung des Gehirns bei der Geburt oder durch Unfälle oder Vergiftungen sein. Es ist daher immer empfehlenswert, sie auch medizinisch abklären zu lassen. Darüber hinaus können sie auf psychosozialen Streß (Überforderung in Schule oder Beruf, Ehe- und Familienkrisen etc.) oder auf eine generell ungesunde Lebensweise zurückzuführen sein.
Wir alle haben in unserer Kindheit schmerzlich erfahren müssen, dass unsere Eltern und Erzieher unvollkommene Menschen sind. Wir erlebten Ablehnungen, etwa wegen unseres Geschlechtes, unserer Hautfarbe, unserer körperlichen oder seelisch-geistigen Eigenheiten, wir standen vielleicht irgendjemandem nicht zu Gesicht, wurden etwa gar sexuell ausgebeutet etc. Jeder kennt daher zuweilen das Gefühl, minderwertig zu sein, empfindet vielleicht das Dasein als sinnlos. Das gilt für RechtshänderInnen wie für LinkshänderInnen. Weil so gut wie jeder Mensch mehr als eine Verletzung seiner Integrität im Laufe seines Lebens erfahren hat, kann auch im Nachhinein oft nicht mehr unterschieden werden, welcher Anteil der Beschwerden auf Umschulung und welcher auf andere Ursachen zurückgeht, und das ist auch vielleicht gar nicht nötig.
Die LinkshänderInnen - Initiative hebt die Zusammenhänge zwischen der Umschulung und den beschriebenen Symptomen deshalb so ausdrücklich hervor, weil sie zweifellos relevant sind, bislang aber weder in der Medizin noch in der Psychotherapie ausreichende Berücksichtigung finden. Seien Sie aber versichert, dass Sie als ganzer Mensch mit all seinen Facetten wahrgenommen und keineswegs nur auf Ihre Linkshändigkeit reduziert werden.

Wäre es nicht wünschenswert, dass wir Tätigkeiten sowohl mit der rechten wie mit der linken Hand ausführen können?

Die Ambidexter - Bewegung in England in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte es sich zum Ziel gesetzt, Kindern alle Tätigkeiten sowohl mit der rechten wie auch mit der linken Hand beizubringen. Diese Bestrebungen sind daran gescheitert, dass die Kinder davon nervös und unkonzentriert wurden, und unfähig waren, organisiert zu arbeiten. Die Zuweisung führender bzw. adjuvanter Tätigkeiten an die dominante bzw. an die nicht dominante Hand durch das Gehirn bringt Ordnung in unser Tun und Denken und garantiert, dass wir unsere sensomotorischen Fähigkeiten wie auch unser abstraktes Denkvermögen ökonomisch nutzen. Gesund sind daher alle Tätigkeiten, für welche beide Hände zugleich benötigt werden, wenn die Aufteilung der Rollen beider Hände dem angeborenen Dominanzmuster entspricht. Sie dienen der Vernetzung der Gehirnhälften (z. B.Musikinstrumentenspiel).
Sicherlich ist es unbedenklich, einzelne vor allem einfache Tätigkeiten auf beide Arten zu lernen, wenn dies im Alltag von Vorteil ist. Auch führt die RechtshänderInnen - Ergonomie dazu, dass RechtshänderInnen ihre linke Hand weniger nutzen, als dies möglich wäre. Ein Mensch mit intaktem Körperbewusstsein wird spüren, wo die Grenze seiner diesbezüglichen Belastbarkeit liegt. Linkshändige Kinder, die in einer einseitig rechtshändergerechten Welt unter Druck stehen, können dadurch aber dieses gesunde Empfinden sehr leicht verlieren! Umschulung
Das Ambidexter - Ideal wird heute bedauerlicherweise noch immer in manchen esoterischen, teilweise sogar therapeutischen Kreisen vertreten! Nichts einzuwenden allerdings ist gegen die Methode des Schreibens oder Zeichnens mit der nicht dominanten Hand zu psychotherapeutischen Zwecken, um an verdeckte Bewusstseinsinhalte heranzukommen. Diese Methode ist zeitlich begrenzt und beabsichtigt ja keine Umschulung. Die unterschiedlichen Eignungen der beiden Hände bewusst wahrzunehmen, tut jedem Menschen gut. Beispielsweise eignet sich die linke Hand bei allen Menschen besser für das Lesen der Blindenschrift!
Es geht in diesem Zusammenhang nicht um irgendeinen Fanatismus, sondern darum, den biologischen Sinn der motorischen Seitendominanz anzuerkennen.

Stimmt es, dass LinkshänderInnen häufiger in Unfälle verwickelt werden als RechtshänderInnen?

Man hat für linkshändige Kinder ein erhöhtes Unfallrisiko nachgewiesen, denn viele- auch gefährliche - Maschinen werden für RechtshänderInnen gebaut, und LinkshänderInnen müssen sich - entgegen ihrer Natur - daran anpassen, sodass in Stresssituationen u. U. instinktiv die dominante linke Hand sich durchsetzt und ein Fehlverhalten produziert. Vor allem ist dies später in Handwerksberufen zu erwarten. Ein konkretes Beispiel sind jene Schneidemaschinen mit dem Hebel auf der rechten Seite, die es manchmal noch in Büros und Schulen gibt. Zahntechniker müssen mit Geräten arbeiten, deren Handhabung, wenn sie mit der linken Hand erfolgt, lebensgefährlich ist. Kreissägen haben den Feststellknopf manchmal an einer Stelle, wo die Handfläche der LinkshänderInnen naturgemäß hingreift und ihn auslöst, sodass der Motor nicht jederzeit abgestellt werden kann. Leider gibt es noch keine DIN oder ÖNORM, die LinkshänderInnen schützt.  LinkshänderInnen gelten auch vor dem Gesetz nicht als benachteiligte Bevölkerungsgruppe. Daher ist ihre ergonomische Benachteiligung gewissermaßen legal! Ergonomie bedeutet bis heute Optimierung von Maschinen und Geräten für den rechtshändigen Gebrauch!
Zu diesem Problem kommt, dass heute noch viele Kinder unbemerkt von der Umgebung auf die rechte Hand umgeschult werden und dann mit der falschen Hand schreiben lernen. Umgeschulte leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten und Black outs, was unter Umständen auch die Unfallgefahr erhöht.

 

 

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© Dr. Elisabeth Ertl - 2005