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MusikinstrumenteWenn ein linkshändiges Kind ein Musikinstrument erlernen möchte, so stellt sich die Frage, ob sein Wunschinstrument für es überhaupt taugt. Diese Frage ist von Instrument zu Instrument unterschiedlich zu beantworten, je nachdem, wie weit das Instrument den Bewegungsbedürfnissen von RechtshänderInnen angepasst ist oder nicht. Sie finden im Folgenden Grundinformationen zu den wichtigsten Instrumenten, für welche Kinder Interesse zeigen: Blockflöte, Schlagzeug, Klavier/Keyboard, Violine und Gitarre. BlockflöteBlockflöten wurden noch in der Barockzeit in 2 spiegelgleichen Varianten gebaut. Das bedeutet jedoch nicht, dass damals auf LinkshänderInnen Rücksicht genommen wurde, sondern dass auch RechtshänderInnen unterschiedliche Vorlieben beim Schließen der Grifflöcher haben: manche greifen lieber mit der linken Hand oben und mit der rechten Hand unten, manche lieber umgekehrt. Wenn Ihr linkshändiges Kind also mit der üblichen Griffweise (linke Hand oben, rechte Hand unten) spontan gut zurechtkommt, so wäre das einzige Argument für eine spiegelverkehrte Flöte die Absicht, später auf eine ebenso spiegelverkehrte Querflöte oder ein spiegelverkehrtes Tenorsaxophon bzw. Fagott umzusteigen. Vor allem die auf der rechten Körperseite gehaltene Querflöte ist tatsächlich ein ausgesprochenes Rechtshänderinstrument, im Gegensatz etwa zu Klarinette oder Oboe. Blockflöten und auch Querflöten für Linkshänder werden mittlerweile serienmäßig gefertigt, Saxophone und Fagotte wie auch Klarinetten oder Oboen müssen derzeit noch einzeln angefertigt werden, was extrem teuer kommt. Kaufen Sie also im Normalfall eine Linkshänder-Blockflöte nur dann, wenn das Rechtshänderinstrument dem Kind ausgesprochen unangenehm ist, und die Gefahr besteht, dass es auf diese Weise die Lust am Musizieren verliert, oder wenn schon klar ist, dass später auf Querflöte umgestiegen wird. SchlagzeugTrommeln, Hi-hat und Becken sind als solche händigkeits- bzw. füßigkeitsneutral gebaut und daher für LinkshänderInnen geeignet. Allerdings ist die Handverteilung beim Spielen spiegelverkehrt zur jener der RechtshänderInnen. Das muss beim Unterricht vom Lehrer/ von der Lehrerin berücksichtigt werden! Daraus folgt auch, dass linkshändige Schlagzeug-SchülerInnen die einzelnen Instrumente des Drum set spiegelverkehrt anordnen müssen, um ergonomisch sinnvoll spielen zu können. Das erfordert entsprechende Rücksicht von RechtshänderInnen, wenn dasselbe Drum set von Rechts- und LinkshänderInnen abwechselnd benutzt wird. RechtshänderInnen sollten sich unserer Meinung nach daran gewöhnen, dass sie die Instrumente umstellen müssen, wenn zuvor LinkshänderInnen darauf gespielt haben. LinkshänderInnen müssen das im umgekehrten Fall ja ebenfalls tun! Klavier, KeyboardDie Anordnung der Tasten (tiefe Töne links, hohe Töne rechts) entspricht dem Bewegungsbedürfnis der RechtshänderInnen. Oft wird der Hinweis auf die Benachteiligung von LinkshänderInnen mit dem Argument vom Tisch gewischt, beide Hände hätten ja gleichartige Tätigkeiten auszuführen. Das ist bei genauerer Betrachtung jedoch nicht richtig. Wissenschaftliche Tests haben gezeigt, dass linkshändige AnfängerInnen auf Rechtshänder-Instrumenten ihren rechtshändigen KollegInnen gegenüber benachteiligt sind bzw. mit seitenverkehrten Instrumenten deutlich besser zurechtkommen. Wenn die Anfangsschwierigkeiten überwunden sind, also auf einem mittleren Leistungsniveau, sind Links- und RechtshänderInnen auf Rechtshänderinstrumenten dann etwa gleich erfolgreich. Auf professioneller Stufe, bei Erreichen der individuellen Leistungsgrenze, sind LinkshänderInnen wieder klar im Nachteil. Die nicht dominante Hand kann auch nach intensivem Training nur etwa 90% der feinmotorischen Leistung erreichen, die der dominanten Hand möglich ist. Dieser Unterschied ist im harten Konkurrenzkampf entscheidend und hat wohl schon viele hoffnungsvoll begonnene Karrieren jäh enden lassen. Violine, VioloncelloDie Notwendigkeit seitenverkehrter Streichinstrumente wird oft mit dem Argument bestritten, die linke Hand habe ja auf ihre Weise mindestens ebenso anspruchsvolle Tätigkeiten zu bewältigen wie die rechte Hand. Abgesehen davon, dass die Bogenhand eine Vielzahl äußerst fein abgestimmter Bewegungsnuancen automatisieren muss, die auf den ersten Blick nicht so leicht wahrnehmbar sind wie die eindrucksvollen Fingerbewegungen der Greifhand, ist Handdominanz nicht in erster Linie eine Frage der Leistungsfähigkeit, sondern die Hände stehen vor allem in einer hierarchischen Beziehung zueinander: die dominante Hand ist "ChefIn", die nicht dominante Hand der "MitarbeiterIn". Die Bogenhand erzeugt den Klang, bestimmt den Ausdruck und beherrscht somit das musikalische Geschehen. Die Greifhand fügt sich ihrem Wesen nach bereitwillig den Vorgaben der Bogenhand. Werden die Hände zu einem Rollentausch gezwungen, so reagiert das Gehirn mit einer permanenten subtilen "Revolution". LinkshänderInnen fällt es dann schwer, ein Gefühl von Entspanntheit und Stressfreiheit zu erreichen, welches für die Musizierfreude von so großer Bedeutung ist. Sie sind vor öffentlichen Vorträgen nervös, neigen trotz guter Vorbereitung zu Black outs und Fehlern und verlieren oft trotz hoher Begabung frühzeitig die Freude an der Musik. Gitarre, E-Gitarre, E-BassFür diese Instrumente gilt dasselbe wie für die Streichinstrumente. Allerdings herrscht im Bereich der Unterhaltungsmusik bereits viel mehr Toleranz. Die meisten Fachgeschäfte haben Linkshändergitarren lagernd, die meisten LehrerInnen sind mit dem Problem vertraut und akzeptieren seitenverkehrtes Spielen ihrer SchülerInnen. |
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© Dr. Elisabeth Ertl - 2005 |